200 Eschen müssen gefällt werden

Bild: Simon Wiesner, Stadt Amberg

In diesen Tagen beginnt die Stadt Amberg damit, insgesamt 200 Eschen im Bereich der Kräuterwiese zu fällen. Diese Maßnahme ist aufgrund des sogenannten "Eschentriebsterbens" notwendig geworden, da die öffentlichen Verkehrs-, Freizeit und Spielflächen dadurch akut gefährdet sind.

Bereits im Jahr 2018 konnten im Bereich der öffentlichen Grünanlage „Kräuterwiese“ bei Baumkontrollen zahlreiche Eschen mit den typischen Symptomen des Eschentriebsterbens festgestellt werden. Beim Eschentriebsterben handelt es sich um eine Krankheit, die durch einen Pilz, das sogenannte "falsche weiße Stengelbecherchen" (Hymenoscyphus fraxineus) verursacht wird. Der Pilz breitet sich in Bayern seit 2005 stark aus und befällt Eschen in allen Altersklassen und auf jedem Standort.

Die Symptome des Befalls zeigen sich zunächst durch das Absterben der Triebspitzen und Blättern. Durch diese starken Schwächungen kommt es häufig zu Sekundärschäden wie zur Wurzelstockfäulnis oder zu einem Befall mit dem Eschenbastkäfer. Die Esche ist eine klassische Auwald-Baumart, die entlang von Flüssen zu finden ist. In nicht stark frequentierten Auwäldern würden keine Fäll- oder Pflegemaßnahmen stattfinden, da der Verfall von Bäumen hier zum natürlichen Prozess gehört.

Die Kräuterwiese wurde in den 1950er Jahren als Landschaftspark angelegt und mit Wegen erschlossen. In diesem Zeitraum wurden auch die waldähnlichen Strukturen gepflanzt. Die Pflanzung erfolgte durch das damalige Forstamt. Der Bestand des sogenannten "Wäldchens" weist überwiegend heimische Laubbaumarten auf. Diese setzten sich zusammen aus:

  • Spitzahorn (Acer platanoides)
  • Bergahorn (Acer Acer pseudoplatanus)
  • Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
  • Hänge-Birke (Betula pendula)
  • Sommer-/ Winterlinden (Tilia platyphyllus/ cordata)
  • Hainbuche (Carpinus betulus)
  • Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)

Das Gesamtareal umfasst rund 8 Hektar, hiervon nimmt die Waldfläche etwa 2,5 Hektar ein. Im Bestand befinden sich rund 200 Eschen, etwa 80 Bäume haben einen Stammumfang von mehr als 120 cm, 100 Bäume einen Stammumfang von 80 bis 120 cm, die restlichen Bäume liegen unter 80 cm. Der Baum- und Strauchgürtel leistet neben einer Abschirmung der Immissionen von den stark frequentierten Straßen auch einen wichtigen Beitrag zum Stadtklima und zur Naherholung. Anders als in der Forstwirtschaft haben solche Bestände in Parkanlagen keine ökonomische Ziele. Die oberste Priorität des Grünflächenmanagements ist es, die Bäume so lange wie möglich an Ihrem Standort zu erhalten. 

Bei besonders ortsbildprägenden Eschen kann unter Umständen eine Kronenpflege mit Entnahme des Totholzes zur kurzfristigen Herstellung der Verkehrssicherheit führen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass aufgrund des Eschentriebsterbens alle zwei bis drei Jahre, teilweise auch jährlich, eine Entnahme der abgestorbenen Kronenteile erfolgen müsste. Eine mögliche Kronenregeneration bei Eschen geht sehr langsam vor sich, findet jedoch bei vielen Eschen überhaupt nicht mehr statt. Da eine Gesundung des Baumes so gut wie ausgeschlossen ist, würden diese immensen Kosten so lange fortlaufen bis es letztendlich zur Fällung des Baumes kommt.

Durch die oben beschriebenen Sekundärkrankheiten ist es im Bereich der Kräuterwiese bereits zu erheblichen Wurzelfäulnissen gekommen. Diese Wurzelstockfäulnis ist das größte Problem, da die Bäume bei einem Befall nicht mehr standsicher sind und umstürzen können. Daher mussten in der ersten Jahreshälfte 2021 bereits mehrere umgestürzte Eschen beseitigt werden. Die Geschwindigkeit, mit der der Verfall der Eschen voranschreitet, ist überraschend und war so nicht prognostizierbar. Das Absterben wurde vermutlich durch die trockenen Jahre 2018 bis 2020 begünstigt. Eine Wiederherstellung der Standsicherheit durch Pflegemaßnahmen ist im vorliegenden Fall ausgeschlossen.

Da es sich um eine akute Gefährdung der öffentlichen Verkehrs-, Freizeit- und Spielflächen handelt, muss umgehend gehandelt werden. Betroffen sind alle Eschen 200 Eschen in den Bereichen Sulzbacher Straße, Parkdeck mit angrenzendem Parkplatz, Kinderspielplatz, Bolzplatz und der Bayreuther Straße. Wenn die befallenen Bäume nicht entfernt werden, sind Komplettsperrungen der gefährdeten Bereiche erforderlich. Die Abteilung für Grünplanung- und Landespflege geht von geschätzten Kosten in Höhe von 45.000 € für die Fällarbeiten aus.