Am 9. Juni 1970 war es so weit. Nach nur zweijähriger Bauzeit konnte das neue Glaswerk am Bergsteig offiziell eröffnet werden. Zu diesem Anlass waren zahlreiche Gäste anwesend. Der Architekt des Glaswerks, Bauhausgründer Walter Gropius, konnte diesem Ereignis nicht mehr beiwohnen, denn er war bereits ein Jahr zuvor am 5. Juli 1969 verstorben. Jedoch waren seine Frau Ise Gropius und sein Architektenkollege aus Boston, Alexander Cvijanovic, der am Bau der Glaskathedrale maßgeblich beteiligt war, angereist. Ise Gropius sah das Glaswerk sogar als das „Vermächtnis ihres Mannes“, denn es ist nicht nur das einzige Werk von Walter Gropius in der Oberpfalz, sondern es war zugleich sein Letztes.
Produktion bereits ab 1969
Tatsächlich in Betrieb war das neu erbaute Glaswerk schon deutlich früher. Es wurde 1967 geplant und ab 1968 in zwei Abschnitten gebaut. Als der erste Teil im Norden des Areals 1969 fertig errichtet war, lief darin bereits die Produktion an. Der zweite, unmittelbar daran anschließende Gebäudeabschnitt, wurde nach dem Abriss der deutlich kleineren Vorgängerhütte fertiggestellt. Zu dieser Zeit erfolgte die Herstellung des vorwiegend mundgeblasenen Glases an mehreren Glasöfen. Bis heute wird dort Glas produziert, in einem Gebäude, das nicht nur aufgrund seiner Dachform architektonisch bestens auf die Glasherstellung ausgelegt ist. Die aufragende Dachform des Mittelschiffs mit den flankierenden Flachbauten war es auch, die schon in den 1960er Jahren zu Äußerungen wie „ein Novum im Industriebau“, „Glasmacher unterm Beton-Sonnenzelt“, der Bezeichnung als „Gropius-Zelt“ oder dem bekannteren Begriff der „Glaskathedrale“ führten.
„Erlebnis Glaskathedrale“ seit 2019
Im Mai 2019 konnte in der Glaskathedrale ein Dokumentationsraum eingerichtet werden. Alle Interessierten haben so nach Voranmeldung im Stadtmuseum Amberg die Gelegenheit bei einer multimedialen Führung der Entstehungsgeschichte und Architektur dieses einmaligen Baus näher zu kommen.
Programm zur Glaskathedrale
Zahlreiche Aktionen waren für dieses Jahr anlässlich „50 Jahre Glaskathedrale“ geplant. Ein Großteil davon musste auf das kommende Jahr 2021 verschoben werden. So u. a. die thematisch anknüpfende Sonderausstellung im Stadtmuseum, Vorträge, ein landkreisweiter Schülerwettbewerb sowie ein Aktionstag. Die Sonderausstellung „Der Arbeit Paläste bauen – Die erste und die letzte Fabrik von Walter Gropius“, die in Kooperation mit dem UNESCO-Welterbe Fagus-Werk entstanden ist, wird nun im Juni 2021 eröffnet. Sie beleuchtet in sechs Themenschwerpunkten Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden herausragenden Beispiele deutscher Industriearchitektur. Arbeiten des Fotografen Clemens Zahn werden die Ausstellung ergänzen. Weiterhin sind für das kommende Jahr ein Symposium zur Glaskathedrale sowie die Herausgabe einer Buchpublikation zur Architektur dieses besonderen Baudenkmals geplant.
Kleinere Aktionen im Jahresverlauf
Anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Eröffnung am 9. Juni 2020 laden vier Amberger Gästeführer auf dem YouTube-Kanal des Stadtmuseums zu einer kurzen Führung ein. Im Jahresverlauf 2020 wird es darüber hinaus weitere Programmpunkte wie bspw. die Vorstellung eines Museumskoffers zur Glaskathedrale für Schulen oder einen Virtual-Reality-Film geben. So wird die Zeit bis zum angedachten Programm, das nun 2021 stattfinden wird etwas verkürzt.
Weitere Informationen:
Die aktuell ausgesetzten Führungen im „Erlebnis Glaskathedrale“ werden sobald es die Bedingungen zulassen wieder aufgenommen. Informationen erhalten Sie unter: www.stadtmuseum.amberg.de, per Telefon unter 09621-10 1284 oder direkt im Stadtmuseum Amberg.
Stadtmuseum Amberg
Zeughausstraße 18
92224 Amberg
09621 10-1284
stadtmuseum(at)amberg.de
Aktuelle Öffnungszeiten: Di-So: 11-16 Uhr
Facebook: https://de-de.facebook.com/stadtmuseum.amberg/
YouTube: https://www.youtube.com/channel/UCVTETy1bvj_iix0mNZpOs-Q