Das Herzstück des Jugendamtes: ASD

Claudia Poh und Patrick Reng vom Allgemeinen Sozialdienst des Jugendamts. Fotos © Simon Wiesner, Stadt Amberg

Manchmal benötigen Eltern bei Sorgen und Problemen rund um Familie, Erziehung und Kinder nur einen Rat. Manchmal ist die Situation aber auch so verfahren, dass sie alleine nicht mehr weiterwissen. Die Familie kann sich in einem solchen Fall an das Jugendamt wenden. Erster Ansprechpartner ist der Allgemeine Soziale Dienst (ASD).

Unter dem Motto „Jugendamt – Unterstützung, die ankommt“ gibt Patrick Reng vom Jugendamt im Gespräch mit seiner Kollegin Claudia Poh einen Einblick in die tägliche Arbeit des ASD und verrät, warum er sich für diesen Bereich entschieden hat:

Patrick, warum hast Du Dich als Praktikant im Allgemeinen Sozialdienst beworben?

Ich habe vor meinem Praktikum einige Jahre Berufserfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe sammeln können und hatte in diesem Zusammenhang bereits mit dem Jugendamt zu tun. Als dann das Praxissemester näher rückte habe ich mich beim Jugendamt Amberg beworben und wurde angenommen. Ich wollte schlicht und einfach hinter die Kulissen der Fachbehörde Jugendamt blicken und stellte mir die Arbeit spannend und abwechslungsreich vor.

Wenn man so hört „Das Jugendamt“, dann hat jede(r) eine konkrete Vorstellung davon, was das ist und was die Leute dort machen. Meist ist diese Vorstellung eher negativ und keine(r) will mit dem Jugendamt was zu tun haben. Was fandest Du überraschend in der Arbeit im Jugendamt?

Die hauptsächliche sozialpädagogische Arbeit dreht sich um Beratung, Unterstützung und Hilfsangebote für die Familien. Oft sind die Familien froh, dass sie Unterstützung und Hilfe bekommen und nehmen diese gerne an. Nur bei Gefährdungssituationen und wenn die Eltern nicht gewillt oder in der Lage sind, diese Gefährdung abzustellen, kommen manchmal Maßnahmen ins Spiel, die die Eltern in die Pflicht nehmen. Diese Maßnahmen können aber nicht allein vom Jugendamt verhängt werden, sondern bedürfen einer richterlichen Genehmigung. Meist werden nur diese Fälle bekannt und in der Gesellschaft kommuniziert, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Das Jugendamt steht dann oftmals in einem schlechten Licht. Das ist schade, weil wir sehr engagiert arbeiten und sehr viele Angebote haben, die Kindern, Jugendlichen und Familien zu Gute kommen. Darüber hinaus haben wir uns alle für einen sozialen Beruf entschieden, um zu helfen und nicht um Schaden anzurichten.

Das Angebot an Stellen im sozialpädagogischen Bereich ist sehr umfangreich und gerade mit Deiner Ausbildung als Erzieher und danach dem Studium der Sozialen Arbeit vereinst Du Theorie und Praxis in idealer Weise. Warum bist Du dann doch „hängengeblieben“?

Es stimmt, dass die Arbeitsfelder und die damit verbundenen Stellen im sozialpädagogischen Bereich immer mehr werden. Allein im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe arbeiten derzeit ca. eine Million Menschen in ganz Deutschland. Die frisch gebackenen Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen sollten deshalb keine Angst haben, arbeitslos zu werden. Dies war nicht immer so und es ist deshalb eine erfreuliche Entwicklung, wenngleich der Fachkräftemangel deutlich zu spüren ist. Es gibt zu viele Stellen und zeitgleich kommen zu wenig neue Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt.

Warum ich im Jugendamt „hängengeblieben“ bin kann ich kurz und knapp beantworten: Die Arbeit ist spannend, herausfordernd und abwechslungsreich, die Kolleginnen und Kollegen sind freundlich und unterstützend und schließlich ist es ein sicherer Job mit Zukunftsperspektive. 

Im Praktikum konntest Du die anderen pädagogischen Bereiche, wie die offene Jugendarbeit, die Jugendsozialarbeit an Schulen, die Jugendgerichtshilfe oder die Familiengerichtshilfe auch kennenlernen, warum hast Du Dich dann für die Arbeit im Allgemeinen Sozialdienst entschieden?

Der Allgemeine Sozialdienst ist das Herzstück und gewissermaßen die Schaltzentrale des Jugendamts. Wenn telefonische oder schriftliche Anfragen eingehen, so kümmert sich der zuständige Sachbearbeiter bzw. die zuständige Sachbearbeiterin um die Erledigung. Dabei ist oft Kreativität und Belastbarkeit gefordert, denn wenn man in einem Moment z. B. mit einem Jugendlichen spricht, der die Schule schwänzt und im anderen Moment eine Mutter am Telefon hat, die mit ihrem permanent schreienden Baby überfordert ist, dann muss man gedanklich flexibel sein und Lösungen „liefern“. Der Job fordert und ich mag das.

Des Weiteren arbeitet man beim Allgemeinen Sozialdienst sowohl im Innen- als auch im Außendienst, d. h. ich habe Zeiten, die ich im Büro verbringe und natürlich auch viele Termine außerhalb des Amtsgebäudes. Häufig sind das Hausbesuche bei den Familien, aber auch Gespräche in der Schule, Gerichtstermine oder beispielsweise Besprechungen in Einrichtungen, zu denen wir teilweise durch die ganze Republik fahren, sind möglich. Die Abwechslung und die Herausforderung waren ausschlaggebend für meine Entscheidung.

Interviewpartner:

Claudia Poh:

  • seit 2016 Vollzeit im ASD, davor langjährige Tätigkeit in der offenen Jugendarbeit, der Erwachsenenbildung, der verbandlichen Jugendarbeit
  • lebt den ASD und ist in verschiedenen Gremien aktiv, um die Situation für Kinder und Jugendliche zu verbessern

Patrick Reng:

  • seit August 2020 Vollzeit im ASD, davor Studium der Sozialen Arbeit und Praxissemester im Jugendamt Amberg, außerdem Ausbildung zum Erzieher und langjährige Tätigkeit in der Jugendhilfe u. a. als Erziehungsbeistand und Betreuer in einer Jugendwohngruppe
  • arbeitet fortwährend daran, kreative Lösungen für die Familien zu finden

Arbeitsbereiche des Stadtjugendamtes Amberg

  • Jugendhilfeplanung: das zentrale strategische Instrument zur qualitativen und quantitativen Planung und Steuerung der Kinder- und Jugendhilfe
  • Wirtschaftliche Jugendhilfe
  • Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende, die keinen Unterhalt bekommen
  • Vormundschaften, Beistandschaften, Pflegschaften, Beurkundungen
  • Ordnungsrechtlicher Jugendschutz, informiert über den Jugendschutz und ahndet Ordnungswidrigkeiten in Amberg
  • Allgemeiner Sozialdienst, begleitet Familien in schwierigen Situationen, ist für die Abwendung von Kindeswohlgefährdungen zuständig
  • Adoption/Pflegekinderwesen
  • Familiengerichtshilfe, berät und begleitet Familien in allen Angelegenheiten zu Umgang, Trennung, Sorgerecht
  • Jugendhilfe in Strafsachen, berät Jugendliche, die straffällig geworden sind
  • Koki, Koordinierende Kinderschutzstelle für Schwangere und Kinder bis zum dritten Lebensjahr
  • CURA, Coaching urbaner Arbeitslosigkeit, begleitet Familien, die von langer Arbeitslosigkeit betroffen sind
  • Kommunale Jugendarbeit, veranstaltet und koordiniert Angebote für Kinder und Jugendliche, z.B. Ferienprogramm
  • Jugendzentrum, offene Jugendarbeit, Jugendkultur, …
  • Umweltwerkstatt, veranstaltet und koordiniert Angebote im Umweltbereich
  • Geschäftsführung Stadtjugendring
  • Demokratie leben
  • Jugendsozialarbeit an Schulen, Beratung von SchülerInnen an den Schulen zu allen Themen, die sie bewegen
  • Kita Luitpoldhöhe
  • Kita-Fachberatung, berät sämtliche Kindertagesstätten in Amberg und eignet diese
  • Koordinierungsstelle Familienbildung
  • Kindertageseinrichtungen und Tagespflege, bearbeitet Anträge auf Übernahme von Kosten für Kita und Tagespflege

Erläuterungen zum Diagramm: Hilfen zur Erziehung in Amberg

§ 27 II Flexible Hilfen zur Erziehung
§ 29 Soziale Gruppenarbeit
§ 30 Erziehungsbeistand, Betreuungshelfer
§ 31 Sozialpädagogische Familienhilfe
§ 32 Erziehung in einer Tagesgruppe
§ 33 Vollzeitpflege
§ 34 Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform
§ 35 Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung
§ 35a Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche