Zentrale für freiwillige Ukraine-Helfer

Elisabeth Triller. Foto © Susanne Schwab, Stadt Amberg

„Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist überwältigend. Nichtsdestotrotz benötigen wir noch Unterstützung durch Ehrenamtliche, die Dolmetscherdienste leisten können.“ Mit diesen Worten bringt die Leiterin der städtischen Ehrenamtsagentur „Engagiert in Amberg“ Elisabeth Triller die aktuelle Situation in der ehrenamtlichen Ukraine-Hilfe auf den Punkt. Bei ihr laufen die Fäden aller freiwilligen Helferinnen und Helfer zusammen – ob ganz allgemein, wenn es um das Thema Ehrenamt geht, oder in konkreten Fällen wie der momentanen Flüchtlingskrise, in der die Agenturchefin extrem gefordert ist.

Im Team mit den städtischen Kräften sowie externen Unterstützerinnen und Unterstützern ist Frau Triller die zentrale Ansprechpartnerin für jeden und jede Einzelne, der freiwillig seine Hilfe anbieten will. In einem ersten Schritt werden diese gebeten, sich in eine eigens dafür eingerichtete Datenbank einzutragen, die auf der Internetseite engagiert.amberg.de unter dem Punkt „Möchten Sie helfen? Selbstregistrierung der Helfer“ eingestellt und auch über die städtischen Internetseite www.amberg.de/ukraine-hilfe erreichbar ist.

Im Anschluss daran werden die Interessenten von Elisabeth Triller kontaktiert, da nur eine Vereinbarung mit der Agentur und damit der Stadt Amberg den notwendigen Versicherungsschutz garantiert. Außerdem ist ein amtliches Führungszeugnis erforderlich, wenn sich freiwillige, bis dato noch nicht registrierte Helfer melden und es sich um Einsätze mit Kindern und Jugendlichen handelt. „Ganz ohne Bürokratie geht es leider nicht“, erklärt Elisabeth Triller, macht jedoch gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die Agentur vorhat, einen Sammelantrag zu stellen, und sowohl die Kosten dafür als auch die anfallenden Fahrtkosten übernimmt.

Sind alle Formalitäten erledigt, werden die Helferinnen und Helfer ihren Interessen und Wünschen entsprechend in der Betreuung und Begleitung der Flüchtlinge eingesetzt. Dabei sind vor allem ukrainische oder russische Sprachkenntnisse wichtig. „Wir versuchen, in der Notunterkunft immer mindestens eine Person pro Schicht einzusetzen, die einer dieser Sprachen mächtig ist“, erklärt die Leiterin der Freiwilligenagentur. Sie ist es auch, die die Schichtpläne für die Ehrenamtlichen in der Unterkunft erstellt.

Dazu ist jeder Tag in insgesamt drei Schichten unterteilt, wobei die Betreuung natürlich auch am Samstag und Sonntag sichergestellt sein muss. Doch nicht nur aus diesem Grund ist es wichtig, einen möglichst großen Helferpool zur Verfügung zu haben. „Wir brauchen und verfügen inzwischen auch über eine große Anzahl von Freiwilligen, die für einen Einsatz zur Verfügung stehen“, verdeutlicht Elisabeth Triller und macht darauf aufmerksam, dass sie als Integrationslotsin unter anderem auch für die Sprachförderung „Deutsch als Fremdsprache“ zuständig ist. Auch das bereits 2016 gegründete Patenschaftsprojekt zur Unterstützung und Begleitung von Geflüchteten in ihrem Alltag gehört zu ihrem Aufgabenspektrum.

Um all das abdecken und möglichst viele Menschen ansprechen zu können, sind auch der Kontakt mit anderen Anbietern und die Koordination des gesamten Angebots von großer Bedeutung. Hinzu kommt, dass Elisabeth Triller die Ehrenamtlichen auf ihren Einsatz vorbereitet und sie bei ihren ersten Schritten begleitet, ihnen aber auch zu einem späteren Zeitpunkt mit Rat und Tat zur Seite steht. Doch was sollten die Personen mitbringen, die sich für diese Unterstützung bereiterklärt haben und sich bewusst sein müssen, dass durchaus schwierige Situationen auf sie zukommen können?

„Sie sollten organisieren und sich schriftlich sowie mündlich gut ausdrücken können, psychisch belastbar sein und über interkulturelle Kompetenz verfügen. Bei Jüngeren ist es empfehlenswert, dass sie Erfahrungen in der Jugendarbeit gesammelt haben“, berichtet die Agenturleiterin. Denn der Aufgabenkatalog ist lang und reicht von der Mithilfe bei der Registrierung über die Erstversorgung bei Erkrankungen und Verletzungen bis hin zur Kinderbetreuung und Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen.

„Aber auch die Kontrolle der Lagerbestände, die Ausgabe von Essen, Kleidung und anderen Materialien sowie das Aufräumen gehören zum Aufgabenprofil“, ergänzt Elisabeth Triller, die selbst in Russland geboren und aufgewachsen ist, dort fünf Jahre die Akademie für staatliche und kommunale Verwaltung besucht hat und vor zehn Jahren in Amberg ihre neue Heimat gefunden hat. Da sie bereits die Flüchtlingswelle 2015 aktiv miterlebt und -gestaltet hat, kann sie in der Flüchtlingsarbeit auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Diese Tatsache hat Frau Triller in diesen Tagen schon sehr viel geholfen. Und dennoch hört man ein dezentes Seufzen, wenn sie über ihren aktuellen Einsatz spricht. 14 Stunden am Stück sind da keine Seltenheit – und wenn sie schließlich doch nach Hause kommt, warten neben ihrem Ehemann auch noch zwei Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter auf die engagierte Mutter.

(su)