Jazz is back in Town mit Paulo Morello

© Paulo Morello

„Ein Typ mit einer Gibson L5, der für sein Leben gern Jazz und brasilianische Musik spielt.“ So hat sich vor ein paar Jahren Paulo Morello selbst beschrieben, als ihn ein Journalist um eine Selbstcharakterisierung bat. Genauso klar und direkt hat Morello sein neuestes Album betitelt. Es heißt Sambop, und in der Verschmelzung zweier Begriffe, von denen der eine für die Kernstilistik des modernen Jazz und der andere für die wichtigste Form und den prägendsten Rhythmus der brasilianischen Musik steht, steckt das ganze musikalisch-künstlerische Konzept dieses Albums und seiner Titelnummer: Samba und Bop treffen nicht aufeinander, nein Morello und seine drei ebenbürtigen Musiker verschmelzen jazzigen Bop und die Rhythmus-, Formen- und Stimmungsvielfalt der brasilianischen Musik zu etwas Ganzem, zu etwas Schönem, zu etwas Neuem.

Morello und seine Mitmusiker tun dies unter intuitiver Berücksichtigung all jener Qualitäten, die den Jazz und die brasilianische Musik unverwechselbar und stark machen: Mit der federnden Leichtigkeit, die Musik aus Brasilien zu eigen ist, mit der Raffinesse, der Intensität und dem Speed des Jazz und mit einer selbstverständlich virtuosen, freudig-flüssigen Lockerheit des Musizierens, die nur jenen gelingt, die auf dem Instrument und den Genres ihrer Wahl absolute Könner sind.

Für den rhythmische Drive sorgen Eduardo “Dudu” Penz am E-Bass und Mauro Martins am Schlagzeug – zwei in der Schweiz lebende Brasilianer, für Paulo Morello “die beste brasilianische Rhythmusgruppe in ganz Europa”, mit der er seit über 15 Jahren regelmäßig spielt. Dudu Penz bereichert seine Soli mit Scat-Gesang, mit dem er seine Bassläufe unterlegt. Mauro Martins klingt mal wie eine ganze Sambatruppe wie beim Intro zu “Sambop”, dann wieder so feinfühlig als ob er nur ein Pandeiro, das brasilianische Tambourine, schlagen würde.

Die Vita des schwedischen Gitarristen Ulf Wakenius (geboren 1958) liest sich in den schillerndsten Farben. Schon in den frühen Achtzigern begeisterte Wakenius Gitarren Duo „Guitars Unlimited“ – bei ihrem Auftritt beim Melody Grand Prix spielten sie 1985 vor 600 Millionen Zuschauer, vermutlich dem größten Publikum, das je ein Jazzgitarren-Duo verbuchen konnte. Doch dies ist nur einer der Höhepunkte seiner kometenhaften Karriere. Von 1997 bis 2007 besetzte das „Swedisch Guitar Genius“ (Downbeat) die vielleicht prestigeträchtigste Stelle, die im Jazz zu haben war: als Gitarrist mit Oscar Petersen Quartet. Auch seine Zusammenarbeit mit dem legendären Bassisten Niels-Hennig Ørsted Pedersen, die bis zu dessen Tod währte, war äußerst fruchtbar. Zwei Duo-Alben mit Ray Brown, der anderen großen Bass-Ikone, führten gar die amerikanischen Jazz-Charts an. Eine Erfolgsgeschichte, an die Wakenius künstlerisch nahtlos anknüpft, seit er 2005 exklusiver ACT-Künstler wurde. Auf der einen Seite ist Wakenius einer der größten Virtuosen der Jazzgitarre, auf der anderen ein unerhört reduzierter und lyrischer Schöpfer sanfter und süßer oder gar bittersüßer Klänge.

Morello selbst (geb. 1970) spielt brasilianische Musik beinahe so lang wie er Jazz spielt. Er spielt sie so gut, so gekonnt und so authentisch wie wahrscheinlich kein zweiter Jazzgitarrist in Europa. Angefangen hat seine Leidenschaft für diese Musik vor 23 Jahren, als er in New York an der renommierten New School studierte. Als er das dort regelmäßig auftretende Trio da Paz mit Romero Lubambo (Gitarre), Nilson Matta (Bass) und Duduka Da Fonseca (Schlagzeug) hörte, war es um ihn geschehen: Der brasilianischen Musik in ihren zahllosen Spielarten galt fortan sein Interesse, sein Fleiß, seine Leidenschaft. Im Jahr 2000 verbrachte er mehrere Monate in Rio de Janeiro und knüpfte Kontakte, die er in den Folgejahren in Tourneen und Aufnahmen u. a. mit den Bossa Nova-Legenden Johnny Alf, Alaide Costa, Leny Andrade und dem Schlagzeuger Erivelton Silva fortführte.

Mit: Paulo Morello (guitars), Ulf Wakenius (guitars), Dudu Penz (bass), Mauro Martins (drums)

Konzerttermin: Donnerstag, 23. Januar 2020 um 20 Uhr im Casino Saal Amberg

Karten sind zum Einheitspreis von 17 Euro in der Tourist-Information Amberg am Hallplatz 2, Tel. 09621 10-1233 oder per E-Mail unter der Adresse tourismus(at)amberg.de erhältlich.